Sonntag, 23. Juni 2013

Sonniger Sonntag

Der Tag beginnt mit einer traurigen Nachricht, die mich per Email erreicht. Unser guter Guide Yaron aus gemeinsamen Reisen in Israel liegt im Sterben. Seine Kinder schicken diese Nachricht herum, um noch jetzt ein paar aufmunternde, tröstende Worte ihrem todkranken Vater vorlesen zu können. Über diese Möglichkeit des Abschiednehmens hatte ich bislang nichts gewusst. Zu sehr behaftet in der Vorstellung, dass Sterben als Tabuthema verdrängt wird. Yaron ist nicht nur ein guter Freund, ich kenne ihn seit 10 Jahren, sondern ein ganz besonderer Mensch. Er zeigte Meggie und mir sein Land Israel mit der sympatischen Distanz, die ein Patriot im besten Sinne vermitteln kann. Die Gleichzeitigkeit der Ereignisse stürzt mich in noch schmerzhaftere Trauer, zumal wir von seinem Krebs auf der Trauerfeier für Meggie vor fast einem Jahr erfuhren. Yaron - Du bist als guter Freund in meinem Herzen.

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Ich passe die Wohnung meinen bescheidenen Bedürfnissen an, putze die Küche, bediene die Waschmaschine, rücke ein paar Möbel, bringe den Müll runter. Bei früheren Einsätzen in der so genannten Dritten Welt, galt Hotelunterkunft für einen Experten wie mich als Standard. Nun, Georgien ist kein Eintwicklungsland. Hotelkosten sprengen offenbar den Budgetrahmen der Company, die mich angefordert hat. Mit dem Streben nach Profitmaximierung ist schon mal der wichtigste Schritt auf dem Weg zur Globalisierung getan. Eine gute Voraussetzung für meine Verbesserungsvorschläge.


Am Nachmittag raffe ich mich auf zu einer Expedition in die nähere Nachbarschaft. Der längste Zebrastreifen den ich bislang genutzt habe um zwei Straßen (Avenues) zu überqueren: Aleqsandre Kazbegi Ave Ecke Pekini Ave.


Raus aus der post-sovietischen Tristesse, rein  in die georgische Post-Moderne.



















.Vor dem Sportpalast (auch hier hieß und heißt alles Palast/Palace) steht dieser riesige Olympionike aus Bronze. Aufgestellt 1969. In der Hand seine Goldmedallie. Diese Statue hat die Bilderstürmerei nach 1990 überstanden. Seiner eitlen Funktion beraubt, wird diese Figur immer mal wieder von Aktivisten, Künstlern, Marketing Strategen verkleidet.

Die Goldmedallie in seiner linken Hand bekommt in direkter Nähe zum Spielcasino als Jeton eine zeitgemäße Bedeutung. In dieser Stadt, so mein erster Eindruck, streben die Bewohner wenn schon nicht nach olympischem Gold, sondern nach schnellem Geld. Dabei bleibt die Motivation auf der Strecke, sagt mein Counterpart.
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