Samstag, 13. Juli 2013

Stromausfall



Kein Tag wie jeder andere. Heute stehen Generatoren auf dem Fußweg. Die Ampeln sind ausgefallen. In meinem Lieblingscafé gibt es keinen Kaffee aus der Kaffeemaschine. Stromausfall.

Die Menschen reagieren gelassen. Das passiert schon mal. In meinen fast vier Wochen Aufenthalt das zweite Mal. Kein gefürchtetes Black-Out, sondern "nur" ein Ausfall in irgendeiner Trafostation.Nach etwa zwei Stunden ist der Fehler behoben.


Georgien ist realtiv autark, könnte sogar Strom exportieren. Wasserkraft ist das Geheimnis. Neue Staudämme werden geplant. Das  Land hat etwa 300 Flüsse und einige davon ließen sich bestimmt in Stauseen umwandeln, auch umweltschonend.

Wasser ist ein wichtiger Rohstoff in diesem Land. Das beste Mineralwasser, das ich je getrunken habe, wird hier abgefüllt und weltweit verkauft.

Das Denkmal des Georgischen National-Dichters Rustaveli

Sein Helden-Epos bestimmt noch heute das Verhältnis zwischen Mann und Frau

Freitag, 12. Juli 2013

Tag der Besinnung

Gibt es in dieser hektischen und lauten Stadt irgendwo einen Ort der Ruhe? Aus der Wohnung flüchte ich, weil mir hier die Autos quasi durchs Zimmer fahren. Bleibt eigentlich nur eine Kirche, eine kleine Kapelle, ohne Touristen. Für Kontemplation, so bin ich gepolt, bieten sich Gotteshäuser an.
Ich fahre in die Altstadt. Dort fiel mir beim ersten Rundgang ein Kirchgarten auf. Die Hauptkirche selbst ist geschlossen, weil baufällig. Die Tür zur Kapelle daneben steht offen.

Verwackelt. Aufgeregt. Darf ich hier fotografieren? Noch bin ich unruhig.
Nun dachte ich vorher an das Anzünden einer Kerze. Für Tony sollte ich auch eine stiften. Aber in der Kirche selbst stehen zwar Kerzenständer und zwei/drei Dochte flackerten auch noch, wo aber gibt es Kerzen? Ich frage eine Dame, nachdem sie ihr mehrfaches Bekreuzigen beendet hat. Sie bietet mir eine, nein zwei, dünne Kerzchen aus ihrer Handtasche an. Nachdem ich diese brennend in die Kerzenhalterlöcher gesteckt habe, schaue ich mich um, setze mich auf einen Hocker und finde RUHE.



Draußen vor der Tür fällt mir an anderer Stelle des Zauns, sozusagen am Haupteingang, ein Kiosk auf. Dort finde ich größere Kerzen. Gehe also noch einmal zurück und beginne das Ritual erneut. Inzwischen waren die kleinen, dünnen Kerzchen schon runtergebrannt.
Jetzt wirft die Sonne ihre Strahlen auf einen Strauß Rosen im Hintergrund. Ich denke an Meggie. Ich bin bei ihr. Sie ist bei mir.

Donnerstag, 11. Juli 2013

Herzchenschrift

Am Anfang suchte ich nach lateinischen Buchstaben. Das vertraute Bild unter, neben, in den vielen Schildern und Plakaten im Stadtbild, auf dem Weg zur Arbeit oder beim Flanieren. Die georgische Schrift war am Anfang eine Ansammlung unbekannter Zeichen. Ohne Bedeutung für den Fremden aus Berlin.
Bis, ja bis ich eine Zeile über dem Eingang eines Geschäftes sah, die mich mit den einzelnen gestanzten Zeichen faszinierte. Schöne Zeichen, dachte ich.



Das Foto könnte nahelegen, dass Georgisch von rechts nach links geschrieben wird. Nein, auch hier schreiben die Menschen von links nach rechts. Nur wollte ich mit dieser Perspektive auf das Schriftzeichen, das wie eine Herz aussieht, hinweisen. Ein Herz, wenn auch unten nicht geschlossen, in einer aktuellen Laufschrift, sogar bei Word auf meinem Laptop, finde ich originell. Plötzlich habe ich einen Zugang zu der Schrift.


Googles Translator erlaubt eine mechanische Übertragung. Die "Ansammlung" der Schriftzeichen, die ich auf einer Webseite sehe, interessiert mich im Moment als Schriftbild,  nicht als Übersetzung. Ich entdecke nur drei Herzen.
(Übrigens gibt es noch ein viertes herzähnliches Zeichen, das allerdings seltener gebraucht wird ... )

Das Ergebnis meiner Neugier will ich hier teilen. Eine Überlieferung verbindet die Schaffung der georgischen Schrift mit dem Namen des georgischen Königs Parnavaz I (3. Jh. BC - vor unserer Zeitrechnung). Mehr dazu in den unendlichen Abgründen, die mir Google hier auch in Tbilisi öffnet, wenn ich georgische schrift eingebe und entsprechend unter 'image' suche.

Frage an meine viel gereisten Freunde: Wo gibt es noch Herzen in der Schrift?

Mittwoch, 10. Juli 2013

Metro 2



Auf der anderen Seite des Flusses, auf der Schäl Sick würde der Kölner sagen, habe ich mich verabredet. Taxen sind hier zwar billig, aber die Verständigung mit dem Fahrer ist mühsam. Der Zettel mit der Zieladresse in Herzchenschrift mit Straße und Hausnummer hilft nicht wirklich, so meine Erfahrung. Also bevorzuge ich die Metro und gehe den Rest zu Fuß.


Rasend schnell, ohne Stau und in der Tiefe des Tunnels angenehm kühl, verbinden zwei Linien die Stadtteile. Die Haltestellen sind zwar inzwischen mit lateinischen Buchstaben ausgeschildert, aber ohne Fahrkarte gibt’s definitiv keinen Zugang. Die Fahrkarte gibt es am Schalter und hat die Größe einer standardisierten Scheckkarte. Diese kann man leihweise erwerben, mit einer frei gewählten Summe aufladen. Ich kaufe mal für 20 Lari (2 GEL=1 Euro). Eine Fahrt kostet 50 Tetri (ein halber Lari = 25 Euro Cent).


Der Zugang zu den Bahnsteigen wird durch Drehkreuze versperrt. Also lege ich meine Scheckkarte auf das Lesefeld, ping ring piep, ich kann durch die Sperre und sehe auch, wie hoch das Guthaben auf der Karte ist. Dieses System wurde vor zwei Jahren nachgerüstet. Schwarzfahrer haben es schwer. Ich sehe gelegentlich Kids, die noch schlank, sich zu zweit durch die Sperre drehen. Die allgegenwärtige Aufsicht sieht das wohl, bleibt aber cool.


Gleich hinter der Schleuse ziehen mich die Holzstufen einer alten Rolltreppe in die Tiefe. Keine richtige Treppe mit steinernen Stufen führt nach unten, nur die Rolltreppe. Wenn ich TIEFE sage, dann stockt mir der Atem. Ich kann nicht sagen, wie tief der Bahnsteig liegt, aber sehr tief unter der Oberfläche. Ich bin beeindruckt und halte mich an dem Gummi des rechten Handlaufs fest. Später stoppe ich die Laufzeit: Mehr als zwei Minuten rolle ich nach unten. Bislang habe ich niemanden beobachtet, der schnell an den Stehenden links vorbei, nach unten stürmt. Die steile Neigung vermittelt ein mulmiges Gefühl. Nur nicht stolpern! Am Fuße der drei Rolltreppen, wie oben am Startpunkt, überwachen Mitarbeiter der Metro das Auf und Ab.



Doch zurück zu der U-Bahn-Röhre in der Tiefe. Warum so tief? Diese Frage hat mich länger beschäftigt. Auch wegen der Vorurteile über die Bauzeit unter den Soviets in den 60er und 70er Jahren. Hatten die Kommunisten in Moskau die Tunnel auch als Bunker konzipiert? Ich bin nicht frei von solchen Voreingenommenheiten. Das wäre doch eine Erklärung. Meine Erklärung. Zumal ich am Anfang in Tiflis niemanden fand, der sich diese Frage gestellt hatte. Bis ich vor zwei Tagen einen Fahrer fand, der mich nachts von der Gartenparty in meine Wohngegend fuhr, und eine einfache Erklärung (in Englisch) hatte: Die Metro-Züge unterqueren den Fluss Mktvari dreimal. Auf diesem Niveau müssen alle Bahnen fahren, ohne Steigungen oder Gefälle zwischen den Stationen. Das klingt plausibel, zumal TBS nicht so flach wie ein Berliner Pfannekuchen ist. Die Höhengleichheit ist also der Grund für die unterschiedlich langen Treppen nach oben und nach unten. Auf dem tiefsten Bahnhof Rustaveli Ave. gibt es nur einen Aus-gang, Auf-fahrt, aber drei Rolltreppen. Eine bringt die Fahrgäste nach oben, die anderen nach unten – und die dritte? Die steht still. Eine Rolltreppe in Reserve.


Die Fotos zeigen Gänge und Treppen. Das ist keinen Widerspruch zum Text, sondern ich habe mich erst einmal getraut dort Bilder zu machen, dort wo ich beim Umsteigen zwischen der ersten und zweiten Linie (Station Square) die Kamera auch ungestört auflegen konnte. Fotografieren ist nicht verboten.

Wer mehr wissen möchte, den Technikfreaks empfehle ich eine gut gemachte Webseite TTC.com.ge
der Tbilisi Transport Company und der Stadtverwaltung

Dienstag, 9. Juli 2013

Webcam aus Tbilisi




Immer wieder werde ich abgelenkt, immer wieder muss ich neu schauen, alles ist noch so aufregend neu. Deshalb kann ich keine langen Geschichten schreiben. Jetzt habe ich beruflich eine Live Webcam gesucht und gefunden. Diesen Blick möchte ich mit euch teilen.





Mehr davon gibt es hier

Sonntag, 7. Juli 2013

Metro 1

Heute bin ich zwar wieder mit der Metro gefahren, aber einen Text bekomme ich nicht mehr hin. Hier das Fotos von "meiner" Station.