Mittwoch, 25. September 2013

ZEIT online

Täglich grüßt der Diktator

heißt es in der Überschrift, den der Redakteur gewählt hat. Wahrscheinlich in Anspielung auf die Geschichte mit dem Murmeltier ....

http://www.zeit.de/reisen/2013-09/stalin-denkmal-gori-2

Sonntag, 25. August 2013

Der weiße Fleck

Mit unserem Service "Artikel versenden" möchte Sie der Tagesspiegel-Online-Leser fwz auf folgenden Artikel aufmerksam machen: http://www.tagesspiegel.de/8653986.html

Stalin Hitler Pakt am 23-08- Stoff zum Nachdenken

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Samstag, 17. August 2013

TBS - MUC - TXL

Ankunft in München, kurz vor 6 a.m.
Weiterflug nach Berlin 7:25 a.m.
Ich mag keine Nachtflüge. 
  

Abflug in TBS 4 a.m. - Warten, warten, warten.
Im Transit sehe ich viele Urlauber. Georgien ist in.


Nun bin ich zwar wieder zuhause in Berlin, aber ich habe noch ein paar Geschichten, die ich schreiben werde. Bitte weiterlesen, da kommt noch mehr.

Freitag, 16. August 2013

Abflug aus TBS


Es ist soweit. Nun mache ich schnell noch all die Fotos, die ich bislang auf einen ruhigen Tag verschoben habe. Also laufe ich mal in den 7. Stock meiner Platte. Blick nach Süden und nach unten. Es ist wirklich nicht schöner als am Anfang. Nur der Himmel blau und Wolken weiß beruhigen das Auge.


Na dann, Tschüs.

Donnerstag, 15. August 2013

Follow me


 Where now? Wohin jetzt?

Viele Stencil-Graffitis sehe ich in der Stadt. Sie  sind künstlerisch auf die Kernaussage reduziert.
Zwei Bilder zu einer Geschichte: Wohin geht die Reise Herr Präsident?


Follow me!
König Vakhtang Gorgasali hat Tbilisi gegründet, sagt die Legende.
Auch er hat
keine Kriege gewonnen. Sein Bild in der Geschichte verklärte sich in den letzten 1500 Jahren. Heute gibt er die Richtung vor.


Mittwoch, 14. August 2013

Blauer Himmel über Tbilisi

In meinem Liebelingscafé vor dem Eingang zur Metrohaltestelle"Technische Universität" spiele ich mit meinem Smartphone und sehe, dass ich wieder Online bin.
Überall in der Stadt, sogar tief unten in der U-Bahn gibt es offenen Wi-Fi (WLAN) Zugang. Der Provider heißt "Tbilisi Loves You".
Also will ich nach dem gestrigen Regentag gleich mal beweisen, dass die Sonne wieder scheint. Per Email auf blogspot hochladen, das würde ich mir auch in Berlin wünschen. Aber die Stadtverwaltung tut sich ja soooo schwer.
Nun will ich nicht alle Bedenken hier hören. Nur eines ist klar, die Stadt Tbilisi ist im digitalen Zeitalter mitten drin. Diese Stadt ist im Aufbruch, während Berlin - das Wortspiel bietet sich an - in jeder Neuerung einen Einbruch der bequemen, fetten, satten Vergangenheit sieht.

(Übrigens, das kleine rosa Täschchen in der Hand ist ein typisches Merkmal für Frauen in der Stadt. Da ist alles drin was frau so braucht, vor allem das Smartphone.)

Dienstag, 13. August 2013

Gewitter

Während ich meinen Abschlussbericht schreibe, scheint draußen die "Welt unterzugehen". Gewitter sind hier heftig. Ich unterbreche, speichere meine Datei und schaue mir das Wetter vom Balkon aus an.

.......






Sonntag, 11. August 2013

Erntezeit




Überall in Tbilisi wachsen mir die Früchte quasi in den Mund. Vor der Haustür. Dazu muss ich nicht in den Park oder in die Gartenstadt gehen. Georgier haben nur eine Blume/Pflanze im Kopf - eine Weinrebe.
Was den Schotten die Distel, den Bayern ihr Edelweiß, den Berlinern die gelbe Einkaufstüte - hier ist es die Weintraube.



Die Georgier hätten sich auch noch eine andere Nationalpflanze aussuchen können. Gleichermaßen schön.
 

Walnüsse reifen auch heran. Die grünen Früchte werden bereits geerntet und in Gläsern konserviert. Mir ist diese Marmelade (?) allerdings zu süß. Schmeckt, ja, aber ich mag es lieber sauer.

Freitag, 9. August 2013

"Fritz kaputt"



Mein Obsthändler unten im Haus grüßt mich freundlich mit „Guten Tag“. Es klingt so ähnlich. Er hat mich schon früh als Deutschen erkannt. Seine Freunde, die abends bei ihm vor dem Laden rumhängen, sind etwa in meinem Alter oder zehn Jahre jünger. Auch sie kramen ihre deutschen Wörter hervor, die sie wohl als Soldaten der Sowjet-Armee in der DDR aufgeschnappt haben. Und dann kommt das Reizwort: Hitler. Keiner sagt „Heil Hitler“, aber das reicht. Weil ich mit ihnen reden will sage ich: Stalin. Wir lachen – verlegen. Doch dann wird es ernster. „Hitler schlecht, Stalin gut!“, sagt einer von ihnen. Na, so einfach ist das doch nicht – aus meiner Sicht – und versuche ein Gespräch. Auf meine Frage, warum denn Stalin gut sei, bekomme ich eine deutliche Antwort. Sinngemäß höre ich: Hitler hat den Krieg gegen die Sowjet Union begonnen. Stalin hat den Krieg gegen Hitler gewonnen. „Also – gut!“ Mir verschlägt’s die Sprache. Und die Herren Rentner setzen noch eins drauf: „Hitler kaputt! Fritz kaputt!“
Erst viel später begreife ich, in Gesprächen mit Georgiern, die fließend Deutsch sprechen, dass es 1945 in Tbilisi diesen Spruch gab, mit dem sich Bewohner in Georgien gegenüber den deutschen Kriegsgefangenen Luft machten. „Hitler kaputt. Fritz kaputt.“ Sie hätten auch den Namen Hans nehmen können, denn der war bei den POW (Prisoner of War) auch recht häufig. Jumber Khantadze, zum Beispiel, beschreibt seinen Alltag 1945 als Schüler in Tbilisi sehr einfühlsam, ohne Häme. Seine Familie hatte direkten Kontakt mit jungen deutschen Kriegsgefangenen. Ein lesenswertes, kleines Büchlein. („The Amorous Detective – And other Stories“, Shemetsneba Publishing House 2012)

Geländer der "Galaktion Tabidze Bücke" über den Fluss Mtkvari im Zentrum der Stadt Tbilisi


Blogleserin Uschi fragt: Wird das Andenken an Stalin aufrechterhalten?
Offiziell nicht, dafür sehe ich keine Anzeichen hier in Tbilisi. 

 Die junge Generation, ohne Erfahrungen mit dem Sowjetischen System vor 1991, wissen nicht viel, weil ihre Eltern und Grosseltern schweigen. Die Parallelen zu unserer deutschen Nachkriegsgeschichte drängen sich nahezu auf. Dieses „Fritz kaputt!“ bei den Alten hat mich irritiert. Jedoch, in keiner Phase meines kurzen Aufenthalts habe ich eine anti-deutsche Stimmung gespürt, erlebt oder empfunden. Ich bin sensibel genug um das zu behaupten. Irgendwann wird wohl auch die Rolle der Georgier in der Roten Armee aufgearbeitet. Erste Ansätze einer so genannten Vergangenheitsbewältigung von Georgiern für Georgien beobachte ich.

Dienstag, 6. August 2013

Gori III


Zu dem Rundgang in die verherrlichte Geschichte Stalins gehört selbstverständlich der Besuch des Geburtshauses. Wir bekommen eine gesonderte Führung, die Nino für uns arrangiert hat. Das gemauerte Häuschen steht unter einem großen Baldachin aus Beton und Glas – wetterfest konserviert. Die Jugashvilis wohnten hier als junges Paar als der erste Sohn Iosib 1879 zur Welt kam. Drei Jahre lang zur Miete, sagt die Museumsführerin. Und wo hatte der Vater, der Schuster, seine Werkstatt, wollte ich wissen. Im Kellergeschoss, Eingang neben der Treppe.
Wären da nicht die Insignien der CCCP in der Kuppel, dann könnte dieses etwa 250 Jahre alte Gebäude auch in einem Freilichtmuseum stehen.  Der Blick in den Wohn-Schlaf-Koch-Raum überrascht nicht. So haben offenbar viele Bewohner Goris gewohnt: Bescheiden, schlicht, keine Zeichen von Elend.
In der personifizierten Geschichtsbetrachtung bleiben viel Raum und Phantasie für den Besucher, sich mit dem Helden aus Gori, dem einzigen Großen Georgier der Neuzeit zu identifizieren. Er war einer von uns!

Ich zitiere aus einem Büchlein der Heinrich-Böll-Stiftung von 2012: „ Playing with Statues: Stalin Here and Now“
Stalin related imagery is quite often to be met in completely private or half-public space. Along with absolutely unrelated images such as Holy Mary, naked girls, Vladimir Visotsky popular in the 70s and 80s, yet every image of this range is in itself ideologized, bearing certain quite often masculinity related, meaning for certain people: naked girl – object of passion, Holy Mary – symbol of ‘faith’, Stalin – domestic version of ‘American Dream’, story of a son of a shoemaker becoming a generalissimos. (Seite 77, GEORGIAN DREAM)

Nach wie vor bin ich dem Leser eine Antwort schuldig auf meine Frage: Was fehlt mir (ich bin kein Georgier) in diesem  Stalin-Museum?
Ich erfahre nichts über die Opfer.

Von 1921 bis zu seinem Tod war Stalin verantwortlich für 20 Millionen Tote (geschätzte Zahl, Quelle folgt). Der Georgier Stalin beendete die gerade begonnene Unabhängigkeit seines Heimatlandes (Democratic Republic of Georgia) durch eine Invasion der Roten Armee und unterwarf die Menschen einem fremden russischen System. Georgien wurde durch ihn zu einem Teil der „Föderativen Union der Transkaukasischen Sozialistischen Sowjetrepubliken“ unter dem Symbol von Hammer und Sichel.

Ob aus diesem Museum der Heldenverehrung jemals eine Gedenkstätte auch für die Opfer des Stalinismus werden könnte? Die Frage werde ich demnächst vielleicht einem Vertreter des „SOVLAB | Soviet Past Research Laboratory“ stellen können. Denn inzwischen melden sich auch Georgier, die den Mythos vom Sohn eines Schusters zum Weltbeherrscher durchbrechen wollen.


Die letzte Station unseres Rundgangs ist der Eisenbahnwagon Stalins, in dem er sich nach Potsdam bringen ließ. Fast heimatliche Gefühle steigen in mir auf (vielleicht sogar Teil der Geschichte erlebt zu haben) als dieser Wagen im Juli 1945 in das besiegte Deutschland fuhr. Erst vor etwa drei Jahren hörte ich in einem Vortrag von Michael Cullen, wie Stalin zur Potsdamer Konferenz angereist kam, nämlich per Schiene. Der Diktator hatte panische Flugangst (aus welchen Gründen auch immer). Deshalb wurde die Bahnstrecke von Moskau bis nach Potsdam auf die russische Spurweite verbreitert. Und, so hieß es in dem Vortrag in der so genannten Truman-Villa am Griebnitz-See, an die Strecke waren Soldaten zur Sicherheit des Generalissimos abkommandiert. Potsdam-Gori per Bahn, eine seltsame Verbindung.




Für die Rückfahrt nach Tbilisi nehmen wir uns ein Taxi. Georgian Railway bietet keine Zugverbindung am Nachmittag vom Provinzbahnhof in die Hauptstadt. Die ausländischen Touristen reisen ja ohnehin mit Bussen oder ihren eigenen Fahrzeugen an und ab.


Montag, 5. August 2013

Tagesration

Bei diesen hervorragenden Mineralwässern aus dem Südkaukasus fällt es nicht schwer, die von meiner Ärztin empfohlenen 2 Liter täglich zu trinken. In Bad Kissingen im Kurhaus schmeckt die Quelle auch nicht besser oder gesünder. Hier gibt's für jeden Geschmack die richtige Flasche. Aus Glas oder Plastik. Ich bevorzuge nach wie vor die Glasflasche.

Wenn ich wieder in Berlin bin, werde ich mich mal umschauen ob Wasser aus Georgien angeboten wird. Das Wasser schmeckt mir besser als der hiesige Wein. Zwei Liter Borjomi sind verträglicher als zwei Flaschen Rotwein.

Über Geschmack lässt sich vorzüglich streiten. 

Sonntag, 4. August 2013

Abstecher nach Gori II


Der Taxifahrer vor dem Bahnhofsgebäude bringt uns in die Innenstadt.
Wie beiläufig frage ich, wo denn das Stalindenkmal vor drei Jahren gestanden habe. Genau vor dem Rathaus, an dem er uns absetzt. Er scheint die Fragen zu kennen, die Nino für mich ins Georgische übersetzt. Wir laufen auf der Stalin Ave. zum Museum. Die Gartenanlage mit Springbrunnen, Bäumchen, Wegen, kleinen Brücken und Kandelabern ist das eigentliche Zentrum Goris.
Ich will aber noch nicht ins Museum. Ich will erst richtig frühstücken, mich langsam annähern, die Situation erfassen.
Was will ich hier?
Erst einmal etwas essen. In dem neuen, geschmackvollen, flachen Gebäudekomplex hinter dem Museumsbau, strahlt mich ein modernes Restaurant an. Dieses verspricht Neuzeit. Kein Stalinbild an der Wand. Wir sitzen am Fenster, schauen auf den Parkplatz, die Reisebusse kommen und entleeren ihre Gäste. Sie strömen über den Hintereingang in die Ausstellung. Geländegängige Motorräder mit deutschen Nummernschildern fahren vor. Die Fahrer offensichtlich auf Osteuropa-Kaukasus Querfeldein-Tour. Ein Unimog-Reisewohnmobil aus der Schweiz hält vor dem Souvenirladen. Ich fühle mich als Teil dieser Gesellschaft aus neugierigen Globetrottern, die Gori nicht auslassen.
Als ich später im Hof des Museums die Reisegruppe vor dem kleinen Stalindenkmal sehe, höre ich gespannt hin. Nino fragt mich, ob ich die Sprache verstehe. Naja, nicht so richtig, sie sprechen Hebrew und kommen aus Israel. Mir kommt der kühne Gedanke, ob es sich vielleicht um Nostalgiker ihres Landes handeln könnte? Auf der Suche nach den verlorenen sozialistischen Idealen, in der Kibbutz-Bewegung aufgewachsen? Doch bei genauerem Hinschauen – nicht ganz ernst gemeint – habe ich nicht den Eindruck, dass hier Kibbutzniks zu Besuch sind.

Nach dem Frühstück und tief schürfenden Diskussionen mit Nino muss ich mich nun doch aufraffen. Ich merke, wie schwer ich mich tue, den Weg ins Museum zu gehen. Als Stalin 1953 starb, war ich 13 Jahre alt. Eltern, Verwandte in der SBZ, Lehrer und die Erwachsenen um mich herum meinten damals, eine neue, bessere Zeit würde beginnen. Nun endlich könnten auch die deutschen Kriegsgefangenen zurückgeholt werden. Die Stalin-Allee in Berlin wurde später in Karl-Marx-Allee umbenannt. Über die massenmörderischen Verbrechen Stalins sprach man nur im Vergleich mit Hitlers Verbrechen – wenn überhaupt. Dass Berlin 1945 von der Sowjet-Armee unter Stalin befreit wurde, war – so ausgesprochen – ein Sakrileg. Das alles schießt mir durch den Kopf. Was treibe ich hier?
Das berauschende Gefühl, die Spur eines der größten Massenmörder (neben den anderen) aufgenommen zu haben, kann es nicht sein. Ich bin kein Zeitzeuge. Mein Vater (Jahrgang 1910) wäre einer gewesen.
Irgendwie (hier passt das Füllwort) unbehaglich fühle ich mich schon. Das Schild am Eingang zur Tourist Information bringt mich zurück ins Heute. Verwundert lese ich das deutsche Engagement der GIZ  beim Aufbau der Ladenzeile (die sich wohltuend von dem architektonischen Schwulst des Noch-Präsidenten unterscheidet). Wir gehen hinein. Drei hübsche, junge Frauen lächeln uns an. Ein kühler, praktisch eingerichteter Raum mit Ladentheke und Regalen. Kein Stalin an der Wand. Ich meine etwas zu meinem Hiersein sagen zu müssen. Journalist: „Wo wird denn die vor drei Jahren abgetragene Statue Stalins im Moment,  bis zur Wiederaufstellung,  gelagert?“ Eine pfiffige Antwort, schmunzelnd: „Gut verschlossen, in einem Tresor!“ Ich lache und nehme den Stadtplan Goris und frage, wo das Denkmal demnächst aufgestellt werden soll? Die Pfiffige zeigt mir den Standort, direkt in der Parkanlage, vor dem Museum. Nicht vor dem Rathaus, wo er schon mal stand. Diese Antwort kommt so selbstverständlich, dass ich mich verblüfft verabschiede.

Nächste Tür: Andenken und Souvenirs. Eine Überraschung. Ein Laden, so sortiert wie in jeder Stadt.

Von allem etwas. Kunsthandwerk, Kitsch, Postkarten, Typisches aus der Region, Kappen und Schmuck. Und wo ist Stalin? Da muss ich schon mal genau hinschauen. Stalin auf Kaffeetassen, Stalin neben Ché auf dem Tshirt. Keine Gipsbüsten, keine Wandteppiche, keine Medaillons, keine Ikone für den Hausaltar. Soll ich nun enttäuscht sein? Ich hatte vorher mit Nino besprochen, dass ich mir ein Stalin-Souvenir kaufen werde, damit ich danach im Laden auch fotografieren darf. Jetzt fotografiere ich mit Zustimmung der Verkäuferin und bin heilfroh, dass ich mich nicht mit Stalin im Gepäck abschleppen muss.


Nun aber – jetzt auf zur Kasse im Museum. Eintritt 15 Lari (7 Euro) pro Person. Der bombastische Treppenaufgang zur Heldenverehrung. Ungebrochen werden die Stationen von 1879 bis 1953 in Bildern und Objekten vorgeführt. Von der Geburtsurkunde Ioseb Jugashvili bis zur Totenmaske Joseph Stalin, alles schön chronologisch,  die Räume in sanftes Licht getaucht.

Das Museum war schon zu Stalins Lebzeiten geplant und begonnen, konzipiert als Devotionaliensammlung der sowjetischen Revolution. Nach dem Tod des Feldherrn im Großen Vaterländischen Krieg (1941-1945) wurden Titel und Konzept umgeschrieben.

Kein Gruseln, keine Wut, eher Gleichmut. Hier lerne ich einen sympathischen, hübschen, außergewöhnlich intelligenten Georgier kennen, der die Welt verändert hat. Mit diesem Gefühl verlasse ich die Orgie der Heldenverehrung. Später erst weiß ich, was mir hier fehlt.

Samstag, 3. August 2013

Waschtag II

Samstag wäre auch bei mir Waschtag, wenn man mir nicht den Strom am 1.8. abgestellt hätte. Woher sollte ich auch wissen, dass die für mich angemietete Wohnung auch noch von mir  verwaltet werden soll. Bei früheren Einsätzen wurde ich im Hotel einquartiert. Entsprechend kümmerte ich mich höchstens darum, wann die Wäsche von der Reinigung abgeholt wird. Das ist Teil der Vereinbarung, damit der Experte sich ganz auf die Arbeit konzentrieren kann. Dieser Zustand, so scheint es, ist vorbei. Die Firmen, die einen Senior aus Deutschland anfordern, bieten zunehmend Mietwohnungen als Logis an. Das ist billiger.

Ob ich nach dieser Erfahrung in GEO (auch schon in KAZ) einem solchen Arrangement noch  einmal zustimmen werde? Wahrscheinlich werde ich die Quartierfrage vorher gründlicher besprechen.
Unbestritten, dieses Leben in der Platte (die Häuser heißen Krushovkas – nach der Idee Nikita Krushtshovs benannt) ist wesentlicher Teil meiner lebenslangen Lernkurve. Wir erinnern uns: Auf meine Intervention hin hieß es, dass sei „Georgian Standard of Living“ (konnte ja etwas nachgebessert werden). Power-Cuts, Water-Cuts gab es gelegentlich (deshalb hatte ich immer einen Mülleimer mit Wasser gefüllt, um beim Klo nachzuspülen), Internet- und TV-Cut (mein Handwerkszeug), weil die Gebühren nicht rechtzeitig bezahlt wurden. Und nun, drei Tage ohne Strom, weil die Rechnung ebenfalls nicht beglichen wurde. Meine leichte Lebensmittevergiftung führe ich letztlich auf meine Nachlässigkeit zurück, nämlich am Abend noch das zu essen, was ich am Tag zuvor als Doggy Bag in die Wohnung mitgebrachte. Die Hitze hatte ich nicht einkalkuliert.

In einfachen Hotels – weltweit – kann das alles auch passieren. Aber dann habe ich wenigstens einen Ansprechpartner an der Reception. Fazit: Unangenehm, nicht lebensbedrohlich, dennoch sind mir Hotels lieber – in meinem Alter.

Freitag, 2. August 2013

Abstecher nach Gori


Auf dem Bahnhof waren meine Begleiterin und ich die einzigen, die mit dem Zug aus Tiflis anreisten.

Diesmal hat es geklappt, nachdem ich meine Magen-Darm-Verstimmung in den Griff bekommen habe.
Dachte ich, nur ich sei verrückt, mir den Stalinkult in seinem Geburtsort anzuschauen, sah ich, dass die anderen Verrückten mit Bussen, Motorrädern und Unimog schon da waren.

Die übliche, höfliche Frage meiner Kollegen hier in Tbilisi (TBS): „How do you like Georgia?“ Wenn ich dann antworte, dass ich ja noch ncihts vom Land gesehen habe, außer der Hauptstadt, dann werde ich mit guten Ratschlägen überhäuft: Batumi am Schwarzen Meer, die Berge von Svanetien, die alte Hauptstadt Mtskheta mit Kathedrale und Klöstern, etc. „Als Nicht-Tourist in Georgien möchte ich unbedingt Gori sehen.“ Verständnisloses Nicken, da gäbe es doch nichts zu sehen, die Stadt sei nicht schön, keine Landschaft, na, und das mit Stalin ….
Genau! Das mit Stalin interessiert mich. Zumal ich den Medien entnehme, dass es in Georgien eine Renaissance der Stalin-Verehrung gäbe. In diesen Tagen melden die Medien in Deutschland und in Georgien, dass das monumentale Denkmal Stalins in Gori wieder aufgestellt werden soll. Der hiesige Minister für Kultur dementiert halbherzig. Was ist los in Gori?


8:40 h fahren wir vom Hauptbahnhof in TBS ab. Nino, eine junge Studentin (21) mit sehr guten Deutschkenntnissen begleitet mich bei meinem Abenteuer. Sie hat die Sitze 24 und 25 für uns gebucht. Ohne Reservierung keine Bahnfahrt im post-sowjetischen Zugverkehr. Nino bedauert, dass wir nicht mit dem modernen Zug, der einem IC in Deutschland gleicht, fahren. Der steht im anderen Gleis und fährt nach Batumi.
Etwa eine Stunde dauert die Fahrt, fast immer am Mtkvari entlang. Schöne Flusslandchaften wechseln mit Industriebrachen und Kolchoseruinen. Die Narben der Sowjetzeit verschandeln gelegentlich den Blick aus dem Abteilfenster. Doch das Schöne überwiegt. Wasser, fruchtbarer Boden, eingerahmt von steilen Bergen erfreuen mein Auge (um es mal pathetisch auszudrücken).

Mit der Eisenbahn über den Mtkvari Fluss
Nach einer Stunde hält der Zug wieder, ohne Ansage. Beinahe hätten wir die Haltestelle verpasst: Bahnhof Gori. Ich schaue mich um, es sieht so aus wie der deutsche Dorfbahnhof in meiner Kindheit. Der Weg zum Ausgang führt über die Gleise. Doch da rollt ein Güterzug heran. Der Lokführer „gibt Signal“. Wir warten. Warten. Der Zug kommt zum Stehen, blockiert den Weg. Aus den verkleisterten Kesselwagen mit der Aufschrift Kazachstan riecht es nach Teeröl. Doch das wäre eine andere Geschichte.                  ..... (weiter oben ...  mit Gori II und III geht es weiter ...)

In diesem kleinen Haus lebten Mutter und Vater glücklich zur Miete (Zimmer links)
als der kleine Josip auf die Welt kam.
In der Schusterwerkstatt (links unterhalb der Treppe) lernte der Junge schon früh
von seinem Vater den Umgang mit Hammer und Sichel.
Ich darf nach der Besichtigung das Absperrband wieder einhaken.
Ein Privileg, das auch einem Nicht-Stalinisten ausnahmsweise gewährt wird.



Mittwoch, 31. Juli 2013

A Dream Come True

This is a kind of experiment. Sending photos from my smart phone.


... und es klappt. Jetzt muss ich nur noch die Geschichte dazu schreiben.
Fange ich mal mit dem unzureichenden Englisch an:


"A dream come true" ist nicht so richtig richtig.
Entweder:
"A dream comes true"

oder
"Dreams come true". 
Ich weiß aber was gemeint ist.

Mit diesem Slogan wirbt die Dhabi-Gruppe in Georgien, seit der Fürst aus Abu Dhabi sein über-flüssiges Geld nun auch nach Tbilisi fließen lässt. Dieser monumentale Gebäudekomplex mit allererster Adresse in der Hauptstadt soll in ein 5-Sterne-Hotel umgebaut und erweitert werden.
Dieses protzige Gebäude mit pseudo-griechischen Säulen, Wandfriesen und Reliefbildern steht schon viele Jahre leer. Wurde von einem anderen Investor (Kempinski-Gruppe) schon für den Abriss vorbereitet. Dann bekamen die Kempis kalte Füße und ließen die Ruine zurück. (Who cares?) Die Heuschrecken kommen und gehen.



Nun endlich (Mai 2013) scheint (!) ein Traum wahr zu werden. Wessen Traum wird hier vermarktet? Der Traum von der guten Geldanlage des Emirs von der arabischen Halbinsel?
Als Flaneur auf dem Rustaveli-Boulevard will ich selbstverständlich wissen, für wen und wann dieser Prachtbau errichtet wurde. Auf den ersten Blick sieht er nicht gerade nach sowjetischem Baustil aus. Ich frage Kollegen im Büro. Die Jungen (20-30Jährigen) schütteln den Kopf, kennen das Gebäude nicht, fangen an zu raten. Ein älterer Kollege schaltet sich ein, ich zeige ihm das Foto auf dem Smartphone, seine klare Ansage: Das war das Institut für Marxismus-Leninismus.

Für mich einleuchtend, denn gegenüber auf der anderen Seite des Boulevards, ähnlich protzig, liegt das Institut der Wissenschaften. (Ein Foto zeige ich später.)
Bevor ich die Fakten zusammentrage noch meine Gedanken zur Ideologie der Baumeister Stalins. Er ließ nach dem Motto bauen: Der Sozialismus/Kommunismus ist dem Kapitalismus weit überlegen. Deshalb verlangte der Bauherr genauso schamlose Anleihen aus der Antike, wie sie die USA schon vorgemacht hatten:  Material, Form und Dekor.
Der Traum der Kommunistischen Partei in Moskau, unter der Schirmherrschaft des gebürtigen Georgiers Stalin, wurde so in Stein gemeißelt: Der Marxismus-Leninismus siegt!


Dass dieser Traum spätestens in Georgien 1991 platzte, zeigt sich an diesem Gebäude mit höchster Symbolkraft.

Ob der Traum für die Bewohner Georgiens nun doch noch wahr wird, wenn ein arabischer Investor sein Öl hier in alte Schläuche füllt? Sicherlich - eine rhetorische Frage. So wie das System des Marxismus-Leninismus, das sowjetische Imperium als Utopie bis 1991 unkaputtbar war, so frage ich mich das Undenkbare - und habe keine Antwort. Wer die dreitausend-jährige Geschichte Georgiens im Schnellgang nachliest, der glaubt zu erkennen, das Georgien die Rolle des Spielballs zwischen den Mächtigen noch heute erfüllt.


A Dream Come True - ein falsches Versprechen, nicht nur grammatikalisch.




Mit dem Begriff TRAUM/DREAM wird vieles in diesem Land verbunden, werden Hoffnungen geweckt:
http://en.wikipedia.org/wiki/Georgian_Dream

 

Sonntag, 28. Juli 2013

Ruhetag

Der gestrige Samstag war ein schwarzer Tag. Mein Reiseplan wurde gestrichen. Nahrungsaufnahme verweigert.

Freitag, 26. Juli 2013

Bauzaun



Am Bauzaun in der Altstadt sehe ich die Stencils, die seit Wochen als Aufreger in deutschen Medien besprochen werden. Ja, es gibt sie auch in der Hauptstadt. Heißt, es gab sie bis vor drei Wochen. Heute erinnert der Bauzaun an die ersten Wandzeitungen in China, nur als kommerzielles Forum, weil jeder etwas zu verkaufen hat. Ob die Stencils dabei absichtlich überklebt wurden, oder gedankenlos jeder nur den besten Platz als Werbefläche sucht? Wer weiß das schon als Tourist ?
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Donnerstag, 25. Juli 2013

Lebensmittelfotografie



Heute schwelge ich im Gefühl, endlich mal richtig reife, süße, frisch vom Baum gepflückte Pfirsiche zu essen.
Angestiftet durch Addis Wunsch, ihm eine paar dieser Früchte aus dem Paradies Georgien zu schicken, musste ich erst einmal probieren, welche dieser Sorten überhaupt für den Transport nach Deutschland geeignet sind. Ich habe sie gefunden. Göttlich, die Frucht. Und wie dokumentiere ich diese Erkenntnis?

Hier fotografische Versuche. Honi soit qui mal y pense!











































Mittwoch, 24. Juli 2013

Waschtag

Mein Waschtag ist immer Freitags, weil am Samstag die Bügelfrau in die Wohnung kommt.
Der Waschtag heute gegenüber zeigt mir, dort wohnt jemand mit Sinn für Form und Farbe. Mit meinen schlichten T-shirts kann ich nicht mithalten.

Waschtag in der Budapeshti Str. gegenüber



Dienstag, 23. Juli 2013

Kein Vollmond

Mondaufgänge über Kirchturmspitzen üben auf mich einen magischen Reiz aus. Schon tausendmal fotografiert, millionenfach kopiert, das ist die gängige Definition für Kitsch.
In meinem Kalender hatte ich den Montag um 19:59 h als Vollmond-Aufgang notiert, steige 144 Stufen nach oben auf das Bergrestaurant und – warte, Wolken machen den Himmel dicht. Ausgerechnet heute sinken deshalb die Temperaturen auf angenehme 20 Grad. Und was mache ich mit dem verpatzten Fototermin?  Ich mache mir einen Kopf, schaue in das Tal, auf die Stadt, lasse mich durch die beschissene moderne Architektur zu meinen Füßen provozieren.


Der Noch-Präsident hat jahrelang ausländische Architekten mit dubiosen Aufträgen versorgt. (Warum müssen autokratische Herrscher sich auch als Stadtplaner oder Baumeisters versuchen?) Die Baufirmen aus dem Westen sind maßlos bei der Verwendung von Glas und Stahl, ohne die klimatischen Bedingungen zu berücksichtigen.
Der andere Millionär oder Milliardär (eine Null mehr oder weniger vor dem Komma ist belanglos), der nun als Premierminister das Sagen hat, fällt auch nicht durch Bescheidenheit auf. Er stiftet Kirchen. Seine Lichtdesigner berauschen sich an der geforderten Größe unübersehbar vor dem Nachthimmel.



Und immer noch warte ich auf den Vollmond.

Ich weiß, dass ich mit meinen Gedanken unter georgischen Traditionalisten und Modernisten keine Freunde finde. Doch merken einige von ihnen plötzlich auf, nachdem UNESCO zwei Kirchen/Klöster auf die Roten Liste gesetzt haben. Wegen nicht fachgerechter Sanierung. Weil, nun weil sich ein Politiker bei den Gläubigen Stimmen holen wollte und Baustoffe von Feinsten verbauen ließ. UNESCO will den Weltkulturerbe Status der Bagrati Kathedrale und des Gelati Klosters annullieren, wenn nicht denkmalgerecht nachgebessert wird. Goergien hat noch ein Chance.

Der Mond ist nicht aufgegangen. Ich ziehe mich in Tbilisi zurück und werde mal schauen, ob ich vier Wochen an anderer Stelle einen wolkenfreien Himmel erwische.

Hier noch ein Blick in das gewachsene Stadtbild. In der kleinen Kirche habe ich die Kerze angezündet.