Samstag, 3. August 2013

Waschtag II

Samstag wäre auch bei mir Waschtag, wenn man mir nicht den Strom am 1.8. abgestellt hätte. Woher sollte ich auch wissen, dass die für mich angemietete Wohnung auch noch von mir  verwaltet werden soll. Bei früheren Einsätzen wurde ich im Hotel einquartiert. Entsprechend kümmerte ich mich höchstens darum, wann die Wäsche von der Reinigung abgeholt wird. Das ist Teil der Vereinbarung, damit der Experte sich ganz auf die Arbeit konzentrieren kann. Dieser Zustand, so scheint es, ist vorbei. Die Firmen, die einen Senior aus Deutschland anfordern, bieten zunehmend Mietwohnungen als Logis an. Das ist billiger.

Ob ich nach dieser Erfahrung in GEO (auch schon in KAZ) einem solchen Arrangement noch  einmal zustimmen werde? Wahrscheinlich werde ich die Quartierfrage vorher gründlicher besprechen.
Unbestritten, dieses Leben in der Platte (die Häuser heißen Krushovkas – nach der Idee Nikita Krushtshovs benannt) ist wesentlicher Teil meiner lebenslangen Lernkurve. Wir erinnern uns: Auf meine Intervention hin hieß es, dass sei „Georgian Standard of Living“ (konnte ja etwas nachgebessert werden). Power-Cuts, Water-Cuts gab es gelegentlich (deshalb hatte ich immer einen Mülleimer mit Wasser gefüllt, um beim Klo nachzuspülen), Internet- und TV-Cut (mein Handwerkszeug), weil die Gebühren nicht rechtzeitig bezahlt wurden. Und nun, drei Tage ohne Strom, weil die Rechnung ebenfalls nicht beglichen wurde. Meine leichte Lebensmittevergiftung führe ich letztlich auf meine Nachlässigkeit zurück, nämlich am Abend noch das zu essen, was ich am Tag zuvor als Doggy Bag in die Wohnung mitgebrachte. Die Hitze hatte ich nicht einkalkuliert.

In einfachen Hotels – weltweit – kann das alles auch passieren. Aber dann habe ich wenigstens einen Ansprechpartner an der Reception. Fazit: Unangenehm, nicht lebensbedrohlich, dennoch sind mir Hotels lieber – in meinem Alter.

Freitag, 2. August 2013

Abstecher nach Gori


Auf dem Bahnhof waren meine Begleiterin und ich die einzigen, die mit dem Zug aus Tiflis anreisten.

Diesmal hat es geklappt, nachdem ich meine Magen-Darm-Verstimmung in den Griff bekommen habe.
Dachte ich, nur ich sei verrückt, mir den Stalinkult in seinem Geburtsort anzuschauen, sah ich, dass die anderen Verrückten mit Bussen, Motorrädern und Unimog schon da waren.

Die übliche, höfliche Frage meiner Kollegen hier in Tbilisi (TBS): „How do you like Georgia?“ Wenn ich dann antworte, dass ich ja noch ncihts vom Land gesehen habe, außer der Hauptstadt, dann werde ich mit guten Ratschlägen überhäuft: Batumi am Schwarzen Meer, die Berge von Svanetien, die alte Hauptstadt Mtskheta mit Kathedrale und Klöstern, etc. „Als Nicht-Tourist in Georgien möchte ich unbedingt Gori sehen.“ Verständnisloses Nicken, da gäbe es doch nichts zu sehen, die Stadt sei nicht schön, keine Landschaft, na, und das mit Stalin ….
Genau! Das mit Stalin interessiert mich. Zumal ich den Medien entnehme, dass es in Georgien eine Renaissance der Stalin-Verehrung gäbe. In diesen Tagen melden die Medien in Deutschland und in Georgien, dass das monumentale Denkmal Stalins in Gori wieder aufgestellt werden soll. Der hiesige Minister für Kultur dementiert halbherzig. Was ist los in Gori?


8:40 h fahren wir vom Hauptbahnhof in TBS ab. Nino, eine junge Studentin (21) mit sehr guten Deutschkenntnissen begleitet mich bei meinem Abenteuer. Sie hat die Sitze 24 und 25 für uns gebucht. Ohne Reservierung keine Bahnfahrt im post-sowjetischen Zugverkehr. Nino bedauert, dass wir nicht mit dem modernen Zug, der einem IC in Deutschland gleicht, fahren. Der steht im anderen Gleis und fährt nach Batumi.
Etwa eine Stunde dauert die Fahrt, fast immer am Mtkvari entlang. Schöne Flusslandchaften wechseln mit Industriebrachen und Kolchoseruinen. Die Narben der Sowjetzeit verschandeln gelegentlich den Blick aus dem Abteilfenster. Doch das Schöne überwiegt. Wasser, fruchtbarer Boden, eingerahmt von steilen Bergen erfreuen mein Auge (um es mal pathetisch auszudrücken).

Mit der Eisenbahn über den Mtkvari Fluss
Nach einer Stunde hält der Zug wieder, ohne Ansage. Beinahe hätten wir die Haltestelle verpasst: Bahnhof Gori. Ich schaue mich um, es sieht so aus wie der deutsche Dorfbahnhof in meiner Kindheit. Der Weg zum Ausgang führt über die Gleise. Doch da rollt ein Güterzug heran. Der Lokführer „gibt Signal“. Wir warten. Warten. Der Zug kommt zum Stehen, blockiert den Weg. Aus den verkleisterten Kesselwagen mit der Aufschrift Kazachstan riecht es nach Teeröl. Doch das wäre eine andere Geschichte.                  ..... (weiter oben ...  mit Gori II und III geht es weiter ...)

In diesem kleinen Haus lebten Mutter und Vater glücklich zur Miete (Zimmer links)
als der kleine Josip auf die Welt kam.
In der Schusterwerkstatt (links unterhalb der Treppe) lernte der Junge schon früh
von seinem Vater den Umgang mit Hammer und Sichel.
Ich darf nach der Besichtigung das Absperrband wieder einhaken.
Ein Privileg, das auch einem Nicht-Stalinisten ausnahmsweise gewährt wird.



Mittwoch, 31. Juli 2013

A Dream Come True

This is a kind of experiment. Sending photos from my smart phone.


... und es klappt. Jetzt muss ich nur noch die Geschichte dazu schreiben.
Fange ich mal mit dem unzureichenden Englisch an:


"A dream come true" ist nicht so richtig richtig.
Entweder:
"A dream comes true"

oder
"Dreams come true". 
Ich weiß aber was gemeint ist.

Mit diesem Slogan wirbt die Dhabi-Gruppe in Georgien, seit der Fürst aus Abu Dhabi sein über-flüssiges Geld nun auch nach Tbilisi fließen lässt. Dieser monumentale Gebäudekomplex mit allererster Adresse in der Hauptstadt soll in ein 5-Sterne-Hotel umgebaut und erweitert werden.
Dieses protzige Gebäude mit pseudo-griechischen Säulen, Wandfriesen und Reliefbildern steht schon viele Jahre leer. Wurde von einem anderen Investor (Kempinski-Gruppe) schon für den Abriss vorbereitet. Dann bekamen die Kempis kalte Füße und ließen die Ruine zurück. (Who cares?) Die Heuschrecken kommen und gehen.



Nun endlich (Mai 2013) scheint (!) ein Traum wahr zu werden. Wessen Traum wird hier vermarktet? Der Traum von der guten Geldanlage des Emirs von der arabischen Halbinsel?
Als Flaneur auf dem Rustaveli-Boulevard will ich selbstverständlich wissen, für wen und wann dieser Prachtbau errichtet wurde. Auf den ersten Blick sieht er nicht gerade nach sowjetischem Baustil aus. Ich frage Kollegen im Büro. Die Jungen (20-30Jährigen) schütteln den Kopf, kennen das Gebäude nicht, fangen an zu raten. Ein älterer Kollege schaltet sich ein, ich zeige ihm das Foto auf dem Smartphone, seine klare Ansage: Das war das Institut für Marxismus-Leninismus.

Für mich einleuchtend, denn gegenüber auf der anderen Seite des Boulevards, ähnlich protzig, liegt das Institut der Wissenschaften. (Ein Foto zeige ich später.)
Bevor ich die Fakten zusammentrage noch meine Gedanken zur Ideologie der Baumeister Stalins. Er ließ nach dem Motto bauen: Der Sozialismus/Kommunismus ist dem Kapitalismus weit überlegen. Deshalb verlangte der Bauherr genauso schamlose Anleihen aus der Antike, wie sie die USA schon vorgemacht hatten:  Material, Form und Dekor.
Der Traum der Kommunistischen Partei in Moskau, unter der Schirmherrschaft des gebürtigen Georgiers Stalin, wurde so in Stein gemeißelt: Der Marxismus-Leninismus siegt!


Dass dieser Traum spätestens in Georgien 1991 platzte, zeigt sich an diesem Gebäude mit höchster Symbolkraft.

Ob der Traum für die Bewohner Georgiens nun doch noch wahr wird, wenn ein arabischer Investor sein Öl hier in alte Schläuche füllt? Sicherlich - eine rhetorische Frage. So wie das System des Marxismus-Leninismus, das sowjetische Imperium als Utopie bis 1991 unkaputtbar war, so frage ich mich das Undenkbare - und habe keine Antwort. Wer die dreitausend-jährige Geschichte Georgiens im Schnellgang nachliest, der glaubt zu erkennen, das Georgien die Rolle des Spielballs zwischen den Mächtigen noch heute erfüllt.


A Dream Come True - ein falsches Versprechen, nicht nur grammatikalisch.




Mit dem Begriff TRAUM/DREAM wird vieles in diesem Land verbunden, werden Hoffnungen geweckt:
http://en.wikipedia.org/wiki/Georgian_Dream

 

Sonntag, 28. Juli 2013

Ruhetag

Der gestrige Samstag war ein schwarzer Tag. Mein Reiseplan wurde gestrichen. Nahrungsaufnahme verweigert.