Samstag, 20. Juli 2013

Deutsche Mühle in Bolnisi



Freitagnachmittag habe ich mir für die Fahrt nach Bolnisi frei genommen. Eigentlich aber war es eine Dienstreise. Meinen Counterparts habe ich einen Video Clip von der Eröffnung versprochen. Ob das letztlich klappt, werde ich am Montag feststellen, wenn ich das Material abliefere.

Die Reisenden treffen sich in Tbilisi auf dem Parkplatz vor dem Radisson Hotel. Der Kleinbus fährt mit uns nach Südwesten. Auch diese Ausfallstraße führt entlang der Seine … quatsch, der Fluss heißt hier ja Mtkvari. Das Konzept der Stadtplaner gleicht dem Pariser Konzept: Zerstörung des Uferbereichs durch mehrspurigen Schnellstraßen.  Hin und zurück, getrennte Spuren in beiden Richtungen. Tbilisi gleicht der auto-gerechten Stadt des vergangenen Jahrhunderts in Westeuropa. Nur, dass es hier noch stärker stinkt, je näher man sich dem Fluss nähert. Ein offener Abwasserkanal.
An der Peripherie erkenne ich verlassene Fabrikanlagen. Industriebrachen aus der sovietischen  Periode. Die Industrialisierung des Agrarstaates Georgien war ein „Geschenk“ Chruschtschows, der nach Stalin die Soviet-Union führte. Nur nach dem Ende der Union (im Jahre 1991) gab es für die Industrie, die hauptsächlich Produkte für den „Kalten Krieg“ zusammenschraubte, keine Arbeit mehr. Die Zulieferer aus den anderen Unionsstaaten gab es plötzlich nicht mehr. Großbetriebe verwandelten sich in Industriebrachen. Auf der Fahrt nach Bolnisi erfahre (!) ich diese Dilemma sehr anschaulich. Die Wohnblocks für die vom Land in die Fabriken abkommandierten Arbeitskräfte schauen noch verwahrloster aus als die Plattenbauten in meiner gegenwärtigen Wohngegend.

Georgien hat keine Rohstoffe für eine industrialisierte Wirtschaft. (Kleiner Rückblick: Im Gegensatz zur ehemaligen Soviet-Republik Kasachstan, wo ich in ähnlicher Mission vor zwei Jahren tätig war. Dort protzt die Regierung mit seinem Überfluss an industrielle verwertbaren Rohstoffen.) Meine Augen fühlen sich durch die rostenden Eisen- und Betontrümmer Fahrt entlang des Rustavi-Highway beleidigt. Bis, ja bis der vor uns kriechende LKW (der als Gebrauchtwagen von einer Spedition in Chemnitz den Weg hierher fand) endlich überholt werden konnte. Georgien ist ein schönes Land. Eine fruchtbare Ebene, eingerahmt von Bergen am Horizont,  versöhnte das beleidigte Auge. Ein Aha-Effekt stellt sich ein: Georgiens Rohstoff wird anders definiert. Fruchtbarer Boden, Wasser, das Klima. Meine Reisebegleitung  im Bus spricht auf halber Strecke von bis zu drei Ernten im Jahr. Die Bauern erwirtschaften einen bescheidenen Reichtum durch Handarbeit, der sich links und rechts der Straße deutlich abzeichnet. Viele Neubauten, Eigenheime (würde man in Deutschland sagen) entstehen auf den mit Obstbäumen bewachsenen  Grundstücken. Im Gegensatz zur Bebauung aus der Zeit der Kolchosen. Die Ruinen liefern gerade mal Schotter für den neuen Straßenbau.

Hier schreibe ich meine Eindrücke. Das sind keine wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse oder Auszüge aus den vielen Business Handouts, die Georgien für Investoren aus dem Westen attraktiv schreiben. Die findet der Leser ohnehin, wenn er in die Tiefe gehen möchte.

Wir erreichen die Kleinstadt Bolnisi. Einen aufgeräumten schmucken Ort, der für den Besucher aus Deutschland „irgendwie“ abweichende Merkmale von den anderen durchfahrenen Orten aufweist. Der Ort hieß wirklich mal Katharinenfeld.
Wikepedia schreibt: Bolnissi (georgisch ბოლნისი) ist eine Stadt in Georgien. Sie liegt in der Region Niederkartlien (Kwemo Kartli) und hat 17.700 Einwohner. Die Stadt geht auf eine Gründung durch kaukasiendeutsche Siedler unter dem Namen Katharinenfeld im Jahr 1818 zurück. Der heutige Name stammt von der nahe gelegenen Bolnissier Sioni-Kirche aus dem 5. Jahrhundert.

Die Geschichte der Deutschen Wassermühle am Flüsschen Maschawera  beschreibt der neue Eigentümer (aus Deutschland) sehr anschaulich hier ....> http://www.muehle-bolnisi.com/?page_id=25

 Ich beschränke mich auf  Fotos, die ich bei der offiziellen Eröffnung aufgenommen habe.





Mond-auf-gang und Sonnen-unter-gang bekommen in der Häufigkeit der Reproduktion etwas kitschiges.
Auch Fotos vom Feuerwerk sind nicht ohne Faszination. Ich kann mich dem oft nicht entziehen.



Freitag, 19. Juli 2013

Halber Arbeitstag

Vor dem Weg zur Arbeit arbeite ich bereits - zuhause. Fernsehen ist für mich Arbeit. Ab 8 Uhr am Morgen schau ich mir an, wie die Kollegen drauf sind, bevor ich um 10 Uhr aufschlage.

Der Mittelpunkt der Wohnung

Heute arbeite ich im Büro nur einen halben Tag, denn ab Mittag schließe ich mich einer Gruppe an, die zur Eröffnung der "Deutschen Mühle" nach Bolnisi fährt. Bin gespannt, welche Geschichte mir eine deutsche Mühle in GEO erzählen will.

Der gleiche Himmel, fast zur gleichen Zeit, wo die Sonne untergeht und der Mond aufgeht.
Es ist spät geworden. Eröffnung mit abschließendem Feuerwerk. Schnell noch zwei Bilder hochgeladen. Die Deutsche Mühle zeige ich später. Hotel und Restaurant für Urlauber aus deutschen Landen mit  besonderem Interesse für Geschichte.

Donnerstag, 18. Juli 2013

Fünf Sterne

Es gibt eine Deutsche Community hier in Georgien, in Tblisi. Die treffen sich regelmäßig, einmal im Monat, an unterschiedlichen Orten. Gestern war ich dabei, zum ersten Mal. Ein bisschen Luxus wollte ich mir mal gönnen.

Dieses Hotel hat eine sehr bewegte Geschichte. Als IVERIA Hotel 1967 für die Sovietische Klasse gebaut, wurden nach dem Krieg 1992 viele Flüchtlinge hier einquartiert. Als Hotel RADISSON Blu im Jahr 2009 neu eröffnet.



Blick von der Terrasse nach Südwest
Sachlich und kompetent beschreibt Wikipedia die Story in englisch. So hat mir der Hotelmanager letztlich die Geschichte auch erklärt. Bilder aus der schlechten alten Zeit sind dabei.





Mtkvari - Fluss aufwärts. Blick von der Terrasse

Mtkvari - Fluss abwärts. Blick von der Terrasse


Dienstag, 16. Juli 2013

Briefing

Im Deutschen Haus in Tiflis soll ich einen kurzen Vortrag halten. Nino stellt mich vor. Vorher Zeit für einen Schnappschuss.

Mehr ist heute nicht drin, denn als ich mit der Pentax losgehe, um noch ein paar tagesaktuelle Bilder aufzunehmen, stelle ich fest, dass ich die SD-card vergessen habe einzuführen. Ganz schön doof. Schleppe ich mich in der Hitze mit der schweren Kamera ab und fotografiere NIX.

Quelle: http://meteo.gov.ge

Bitte kein Mitleid. Die Tagestemperaturen schlauchen. Die Fußknöchel müssen nachts gekühlt werden. 



Sonntag, 14. Juli 2013

Ausflug


Sprach ich gestern vom Wasser als Rohstoff, so konnte ich heute sehen, was das bedeutet. Wir waren zwar zur Klöster- und Kirchenbesichtigung aufgebrochen, aber mich faszinierte noch mehr die Landschaft. Die Mönche hatten sich schon vor 1000 Jahren den besten Platz mit Panaoramablick gesichert.


Position: The Mtskheta Church of Jvari (Holy Cross), overlooking the MTKVARI river. The old town  Mtskheta and the Svetitskhoveli Cathedral, Antioqia Church.

Rechts, neben dem Pfeiler, hinten im Fluss, sieht man in der Vergrößerung eine Stauanlage für Energie aus Wasserkraft



Georgien: Energiepotenzial von Flüssen soll elektronisch ausgewertet werden 

 Laut dem Energieminister wird am 3. Juli 2013 ein Memorandum zur Einführung eines elektrischen Systems zur Evaluierung des Energiepotenzials von Flüssen zwischen dem Energieministerium,  dem Ministerium für Umwelt und Ressourcenschutz, der Nationalen Umweltagentur sowie dem Norwegischen Direktorat für Wasserressourcen und Energie unterschrieben. Für die Finanzierung dieses Projektes stellt die norwegische Regierung  einen Kredit von 1,8 Mio. EUR zur Verfügung.
DAILY NEWS, July 2, 2013