Montag, 1. Juli 2013

Leben - Innen und Außen

Nach zehn Tagen in Tiflis, in dieser Unterkunft, die mit der Bezeichnung Appartement eine falsche Aufwertung im deutschen Sprachgebrauch erfahren würde, mit dieser Wohnung werde ich mich in meinem Blog nur noch einmal beschäftigen. Meinem Counterpart gegenüber habe ich meinen Unmut ausgesprochen. Nachbesserung wurde in Aussicht gestellt.

Die berufliche Zusammenarbeit macht mir Spaß, schafft job satisfaction. Deshalb habe ich letztlich eingelenkt. Als Argument hörte ich abschließend noch, dass ich wissen solle, eine solche Wohnung sei georgischer Standard. Ich habe mir verkniffen zu sagen, dass ich kein Georgier sei. Und über die offensichtliche Diskrepanz zwischen der bescheidenen, schmuddeligen, recycelten Wohnkultur und dem luxuriösen Autopark der Nachbarn vor dem Haus, wollte ich keine Diskussion führen. Dennoch mache ich mir meinen Kopf. SUV und PKW der S-Klasse sind noch kein Standard auf den Parkplätzen der Wohnblocks in Berlin.

Über diesen Widerspruch, dieses Missverhältnis in meinen Augen, was mich anfänglich auch intervenieren ließ, werde ich mich später (nach gründlicher Recherche) noch auslassen. Im Moment habe ich eine einfache Erklärung: Wohnen hinter Gittern und Sicherheitstüren zeigt mir den radikalen Rückzug ins Private. Aus der Vergangenheit erklärbar? Autos und Kleidung sind Statussymbole in der Außenwelt. Dass man Anerkennung und Prestige kaufen kann, wissen wir in Deutschland seit dem so genannten Wirtschaftwunder. Tiflis, das sage ich schon jetzt voraus, wird als Boom Town in zehn Jahren bei uns in Deutschland Schlagzeilen machen. Anzeichen dafür sehe ich bei mir „auf Arbeit“.

 




Hier noch ein paar Fakten, die ich gerade gefunden habe: Durchschnittseinkommen in Georgien

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