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Ich passe die Wohnung meinen bescheidenen Bedürfnissen an, putze die Küche, bediene die Waschmaschine, rücke ein paar Möbel, bringe den Müll runter. Bei früheren Einsätzen in der so genannten Dritten Welt, galt Hotelunterkunft für einen Experten wie mich als Standard. Nun, Georgien ist kein Eintwicklungsland. Hotelkosten sprengen offenbar den Budgetrahmen der Company, die mich angefordert hat. Mit dem Streben nach Profitmaximierung ist schon mal der wichtigste Schritt auf dem Weg zur Globalisierung getan. Eine gute Voraussetzung für meine Verbesserungsvorschläge.
Am Nachmittag raffe ich mich auf zu einer Expedition in die nähere Nachbarschaft. Der längste Zebrastreifen den ich bislang genutzt habe um zwei Straßen (Avenues) zu überqueren: Aleqsandre Kazbegi Ave Ecke Pekini Ave.
Raus aus der post-sovietischen Tristesse, rein in die georgische Post-Moderne.
.Vor dem Sportpalast (auch hier hieß und heißt alles Palast/Palace) steht dieser riesige Olympionike aus Bronze. Aufgestellt 1969. In der Hand seine Goldmedallie. Diese Statue hat die Bilderstürmerei nach 1990 überstanden. Seiner eitlen Funktion beraubt, wird diese Figur immer mal wieder von Aktivisten, Künstlern, Marketing Strategen verkleidet.
Die Goldmedallie in seiner linken Hand bekommt in direkter Nähe zum Spielcasino als Jeton eine zeitgemäße Bedeutung. In dieser Stadt, so mein erster Eindruck, streben die Bewohner wenn schon nicht nach olympischem Gold, sondern nach schnellem Geld. Dabei bleibt die Motivation auf der Strecke, sagt mein Counterpart.
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